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Neue Wege.(.  nicht nur beim Pilze- Suchen)

Der russische Autor bezaubernder Naturerzählungen Vladimir Solouchin schrieb mit seinem Buch "Die dritte Jagd"  (Владимир Солоухин, «Третья охота») eine wunderbare Erzählung über das Pilz- Suchen, die Ruhe im Walde, die Freude, wenn den "Jäger" ein glänzender Kopf eines Steinpilzes, eines Braunen, ja einer kleinen Gruppe Pfifferlinge anlacht. Dieses schon etwas ältere Buch kam mir wieder in den Sinn, als ich vor einigen Tagen im Walde auf Pilzsuche war... .Die Pilze wachsen in diesem Herbst in unserer Gegend nicht so reichlich, wie in manchen früheren Jahren. Der Fitnessgedanke, mit dem Fahrrad  sowohl höher, als auch tiefer gelegene Stellen anzusteuern und mit dem Pilzkorb durch den Wald zu pirschen, dominiert in derartigen Zeiten vor der Erfolgserwartung eines vollen Pilzkorbes guter Edelpilze. Und doch, man ist ja immer Optimist und hofft darauf, an erprobten Flecken ein paar schöne Pilze zu finden, um vielleicht Kinder und Enkel mit frisch gebratenen Pilzen zu überraschen. Es gibt ja solche Stellen, wo immer, nun fast immer immer, Pilze zu finden sind! 

"Es trug sich also zu", dass beim Beginn meiner Pilzsuche die Zweifel am Erfolg an diesem PilzeTage deutlich wuchsen, es war nicht viel zu finden. Nun, es gibt ja noch andere bewährte Stellen, mit dem Fahrrad ist man ja schnell. Die gewohnte Wald- Strasse hinter einer Kurve war abgesperrt. "Forstarbeiten - Lebensgefahr ; Durchfahrt verboten" stand da. Unser staatlicher Forstbetrieb hegt und pflegt den Wald, schon seit Zeiten der sächsischen Könige legen die Förster ihre Kraft und Können in den Bestand, die Gesundheit und Schönheit des Waldes. "Schönster Wald Sachsens" , diese Aufschrift hatte ich kürzlich auf einer Schau-Tafel gelesen. Dieser Weg führte also definitiv nicht zum nächsten Ziel. Ein Unfall mit einem fallenden Baum ist meist lebensgefährlich. Daher  fuhr ich also ein kleines Wegstück zurück. Es gab einen anderen Weg, von mir schon mal beim Vorbeifahren gesehen, aber noch nie gefahren, unklar, wie steil er den Berg hinabführen würde, keine gepflegte Strasse, aber befahrbar. Und die Richtung wahr richtig!

 

Die neue Strecke stellte sich nach einigen hundert Metern als durchaus steil und steinig heraus, die breiten Wagenspuren endeten. Der Anfang sah vielversprechender aus. Aber der Weg verlief geradezu auf ein herrliches sonniges Waldstück zu, mit hohem Fichten, Moos- Flecken, kleinen Bergwiesen, Bach- Rinnsalen, die im Sonnenlicht glitzerten. Das verleitete zum Halt. Die Pilzarten, die hier wuchsen, waren den Bodenverhältnissen und der Jahreszeit angepasst, Pilzsucher kamen offenbar seltener hierher. Es war ja auch schon Herbst und die Jahreszeit hatte sich geändert.

Es machte Spaß, durch den Wald zu streifen, Sonne, Vogelgezwitscher, allmählich wurde auch der Korb etwas schwerer. Ein zweiter Halt, mitten im herrlichen Hochwald verbesserte das Suchergebnis und noch mehr die Stimmung. An diesem Tage führte mich der Weg dann noch zu einer seit längerem nicht besuchten, etwas abgelegenen Stelle. Hier standen gute Birkenpilze, Blut-Reizker...  , wenn auch nicht die ursprünglich gesuchten Steinpilze. Diese Stelle zu besuchen bot sich einfach an, nachdem die Sperrung des Fahrweges mich umgeleitet hatte. Nach etwa 2 Stunden Pilzwanderung war das Ziel erreicht, ein schönes Sammelergebnis,  und das Fitnessprogramm  mit 12 km Fahrstrecke und vielen Wegen über Baumstämme, Bächlein ...  gratis dazu.

Wenige Tage später war die Situation mit dem Pilzertrag ebenfalls bescheiden, auch andere Pilzsucher klagten. Meinen Suchweg lenkte ich an Stellen, die durchaus steil und schlecht zugängig waren, es machte Mühe, die Hänge hoch- und abwärts zu steigen. Im Walde lag ein alter Windbruch, da hatten offenbar die vielen Pilzsucher vom Wochenende nicht gesucht. Pilze stehen oft an derartig geschützten Stellen ... . Ein Pilzsucher, der mir begegnete, sagte dann nach einem kleinen freundlichen Gespräch noch ".. wir haben hier schon etwas gefunden, und wenn der fünfte Pilzsucher vorbeikommt, der findet auch noch Pilze. Es ist ja gut, dass es so ist.. ".  

   

Diese Episoden allein wären es sicher nicht wert aufgeschrieben und gar öffentlich gemacht zu werden. Aber man läuft ja im Walde nicht, ohne daß gleichzeitig viele Gedanken durch den Kopf wandern. Vielleicht ist das so eine Art "Entspannungs-" - Effekt , wo man auf andere Gedanken kommt, die "Synapsen" sich einfach selbst beschäftigen und ihre Hintergrundspeicher auslesen.

Ich kam zu dem Vergleich, dass ein derartiges Geschehen - gesperrte Wege , Zwang des Ausweichens  auf neue Geschäftsfelder, neue Such- Strategien, aber auch Konkurrenzsituationen oder der Einfluss weltweiter Veränderungen sehr wohl typisch für unsere schnelle Welt des Technologie- Fortschrittes, des Ringens um Markt,  Umsatz und Ergebnis eines Unternehmens sind. Das kann auch typisch sein für viele gute Fachleute, die ein eigenes Unternehmen führen oder ein gutes Arbeitsfeld suchen und auf Schwierigkeiten treffen, erfolgreich zu sein oder zu bleiben.

"Forstarbeiten - Lebensgefahr ; Durchfahrt verboten" - da kann man sicher auch versuchen, genau auf den Kreissägen- Lärm der Forstarbeiter zu achten und das Verbot zu umgehen. Aber es existieren sicher oft Situationen, wo es überhaupt keinen Sinn macht, gefährliche Wege zu gehen, Ressourcen und Zeit zu vergeuden.

 

Aber als Fachmann und Optimist hat man sicher gute Chancen, bei Notwendigkeit sein Arbeitsgebiet zu modifizieren oder neue artverwandte Gebiete zu suchen. 

Ob man mit zäher Energie und unter Verzicht auf Sicherheit und Erfolgsgarantie sein traditionelles Arbeitsgebiet durchboxt, oder nüchtern und mit gewissem Abstand ein paar Schritte zurückgeht und einen sich darstellenden anderen Weg erprobt, das abzuwägen kann eine kleine hilfreiche Erkenntnis und ein Rat sein. 

 

Viel Erfolg beim Suchen und ein gutes Ergebnis!

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