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Moskau 1993- Ukraine 2014

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Datum: 11.03.2014
Nachtrag 31.03.2014
Nachtrag 01.09.2014
Resume´
"Man sollte aus der Geschichte lernen.." sagte vor wenigen Tagen der Botschafter Russlands im ZDF.
Sie werden sich wahrscheinlich über meinen "Brückenschlag" von über 20 Jahren im Titel wundern, auch über das Bild links. Sie erkennen dort das "Weiße Haus", den Regierungs- und Parlamentssitz der Russischen Föderation im Zentrum Moskaus am 04.10. 1993 um ca. 10.10 Uhr nach dem ersten Einschlag einer Panzergranate.
Hierzu möchte ich Ihnen meine Erinnerungen aus den Tagen um den 04.-05. Oktober 1993 aus Moskau erzählen. An diesen Tagen war ich im Rahmen eines Verhandlungsteams eines deutschen Unternehmens zum Projekt eines Produkt- und Technologie-Transfers für den neuen russischen IT- Markt in Moskau.
vor dem Parlament der RFTrotz Warnungen unserer Moskauer Kollegen zur gefährlichen politischen Krise und den schon seit geraumer Zeit eskalierenden  Spannungen zwischen Jelzins  "Kreml" und dem demokratisch gewählten Parlament der Russischen Föderation und seiner Regierung, deren Sitz das sog. "Weiße Haus" war, waren wir am 03.10. in Moskau - Scheremetjewo gelandet und bezogen vorsorglich direkt am Flughafen ein Hotel. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, dass um den Kutusow- Prospekt, wo das Weiße Haus steht, und an anderen zentralen Plätzen bereits Kreml-hörige Sonder-Einheiten der Armee aus umliegenden Garnisonen und regierungstreue bewaffnete Formationen sich drohend gegenüberstanden, weitere Kräfte wurden ins Stadtzentrum verlegt... .
Am folgenden Morgen brachte uns unser langjähriger erfahrener Fahrer, ehemaliger Offizier der Miliz, auf dubiosen Nebenstraßen in unser Office, beinahe ins Zentrum. Streckenposten der Miliz sperrten den Verkehr für alle Zivilfahrzeuge auf  den großen Magistralen aus Richtung Nordwest- entlang der Leningrader Chaussee, diese  war angefüllt mit Lastkraftwagen , auf denen Bewaffnete in rudimentären Uniformen saßen, an den Bordwänden war zu lesen "ЛЮДИ" ("Personen"). Wenn Sie TV- Bilder der letzten Tage von der Krim gesehen haben, kennen Sie diese Aufschriften. Auch die LKW- Kolonnen von 2014 auf der Krim erinnerten mich schlagartig an den Oktober 1993. Die Bilder der Sondereinsatzkommandos 1993 vor dem Weißen Haus (unten)  sind auch deutlich mit den Bildern vergleichbar, die man heute im TV sehen muss.
 
Hierzu aber eine Bemerkung: ein Sprichwort sagt- wenn Zwei das Gleiche tun, so ist das meist doch nicht das Gleiche

Unser Office lag nahe des Zentrums in ca. 3 km Luftlinie hinter dem Weißen Haus (sofern man von der Kutusow- Brücke schaut, wo Panzer standen). Am 04.10. in den Nachmittagsstunden wurden wird gewarnt, alle Büros auf der dem Weißen Haus zugewandten Seite und auch schnellstmöglich das Haus zu verlassen,denn Geschosse schlagen ein. Heftiger Schußwechsel aus der Gegend des Weißen Hauses nahm zu, aber wir mußten zum Abschluß kommen.. . Später am Abend erlebten wir dann zusammen mit unseren russischen Partnern, wie sich Bewaffnete aus Richtung Weißes Haus in Richtung eines rückwärtigen Friedhofes unter Schußwechseln zurückzogen. Wie wir danach erfuhren, wurde in den Stunden zuvor unter des Führung des Jelzin-Stellvertreters  Alexander Ruzkoi der bewaffnete Widerstand der Deputierten des Obersten Sowjet der RF (!) zur Verteidigung des Weißen Hauses formiert. Von Armee und Sondereinheiten unter Beschuß durch Panzer wurde der Sitz des rechtmäßigen russsichen Parlamentes brutal gestürmt. Auftraggeber war Kreml- Chef  B. Jelzin!
Viele der Verteidiger starben, andere zogen sich zurück oder wurden in einem kleinen StadionSEK vor WH interniert. Anwohner erzählten mir später, dass am Folgetag eine Barkasse am  Moskwa- Ufer festmachte und viele menschliche Körper verladen wurden! Das Weiße Haus  war ein "Schwarzes Haus"geworden , ausgebrannt! Es wurde von türkischen Firmen rekonstruiert, letzte Botschaften der Verteidiger mußten verschwinden! Noch Monate später war an den Bäumen und Büschen hinter dem Weißen Haus eine fast unübersehbar große Zahl kleiner weißer Stoff- Schleifen wie Blüten zu sehen, ein Abschiedsgruß an die Toten. Diese Bilder haben sich eingebrannt .

Bevor wir unten auf 2014 schauen lassen Sie mich bitte zu den Hintergründen von 1993 kommen.
In einem Interview mit A. Ruzkoi und Chasbulatow aus 2009 lesen wir (übersetzt: G.Ju.)

A. Ruzkoi (Руцкой):"Wenn ich eine bestimmte Wahrheit finden will, lese ich Erinnerungen der einen wie der anderen Seite und ziehe daraus meine Schlußfolgerungen, wobei ich immer bemüht bin, keine emotional aufgeladenen Erinnerungen zu nutzen. Sie wissen, wenn ein Verbrechen begangen wurde, muß man sich ja irgendwie rechtfertigen. Daher sind solche Memoiren nichts anderes, als eine Rechtfertigung.

Sie erinnern sich- das Hauptargument von B. N. Jelzin bestand im Vorwurf, dass der Oberste Sowjet die Durchführung von Reformen behindert.  Natürlich muß man da fragen - was denn für Reformen? Reformen, die auf die Verelendung der Menschen des Landes gerichtet sind? Sie erinnern sich: alle Ersparnisse wurden auf Null gesetzt. Reformen- auf den Diebstahl des Volksvermögens gerichtet - der Naturreichtümer, Fabriken und Werke. Offenbar sind das keine Reformen und sie haben keinerlei  positive Ergebnisse gebracht und konnten das auch nicht! Der bedeutende Ökonom des XX. Jh. John Keynes sagte klar und deutlich zu diesem Thema - der Übergang zu neuen ökonomischen Verhältnissen durch Privatisierung ist in der ersten Phase gleichbedeudet mit einer  Verelendung der Bevölkerung. Dort ging unser Weg hin. Und all diese Kollisionen und Missverständnisse - ich meine den Obersten Sowjet, den Parteitag, die Kreml- Administration des Präsidenten, die Regierung bestanden genau in dieser Frage: Wer braucht diese Reformen?  Und warum hat mich der Präsident überhaupt als Vize- Präsident etabliert? Damit ich meinen Eid verletze, den ich als Armeeangehöriger geleistet hatte. ..  "

Frage: War denn das damals nicht abgestimmt ?

A. Ruskoi (Руцкой):".. eigentlich wurde mal darüber gesprochen, aber diese Reformen waren sehr verschleiert  formuliert. Nehmen Sie mal diese Vaucher als Beispiel. Das sollten eigentlich Namens- Vaucher sein. Ja und auf jedem Vaucher sollte die Bankverbindung stehen, wohin Überweisungen an den Eigentümer des Vauchers fließen. Danach wurde das alles abgeschafft. Erinnern Sie sich: bringt jemand einen Sack Vaucher und bekommt dafür das Eigentum an "Uralmasch"( ein riesiges Kombinat des Schwermachinenbaus und der Metallurgie). Andere erhalten für einen Sack Vaucher einen Bergwerks-, Hütten- und Metallurgie-Komplex, einen Hafen .. Das Eigentum des Volkes wurde vor den Augen einfach verhöckert.".

Frage: Ruslan Imranowitsch(Сhasbulatow) wie sehen Sie mit dem Abstand von 15 Jahren diese furchtbaren Ereignisse des Oktober 1993?

"Das war eine katastrophale Tragödie, welche den Entwicklungsvektor Russlands grundlegend veränderte! Wir hatten gerade die Freiheit - und dann die Exekution des Parlamentes durch Panzer! Im Oktober 1993 wurde in Russland die Demokratie hingerichtet. Seitdem ist dieser Begriff in Russland diskriminiert, das Volk hat dagegen eine Allergie. Die Exekution des  Obersten Sowjet führte im Lande zu einem autokratischen Denken."

 Frage: Ohne den blutigen Oktober 1993 könnte Russland heute anders sein?
"Das Parlament hätte viele der zerstörerischen Reformen der 90er- Jahre zur Schaffung eines Sateliten- Staates, eines Pseudostaates, der sich total dem Westen unterordnete, nicht zugelassen. Was soll man heute die USA und Europa beschuldigen , die jetzt schimpfen, dass Russland "bockt". Sie waren ja während der zehn Jelzin- Jahre daran gewöhnt, dass Russland als unterwürfiger Bittsteller jeden noch so kleinen Hinweis widerspruchslos umsetzt.

Und Putin zusammen mit Medwedjew haben nun den Kurs verändert- neu eingestellt".  

A. Ruzkoi fügt eine wichtige Info hinzu:

"Ich habe mit eigenen Augen eine Mitschrift eines (abgehörten)Telefonats von Helmut KOHL (damals Bundeskanzler der BRD) mit Clinton gelesen. Kohl bedrängte den US- Präsidenten , dass das russische Parlament den Jelzin stört. Mit Jelzin gebe es volle Übereinstimmung, er erfülle widerstandslos alle unsere Bitten. Aber das Parlament ist "nationalistisch" ( man beachte- nicht etwa kommunistisch) . Also müssen wir , so sprach man, Jelzin helfen , das Parlament los zu werden. Clinton stimmte dem damals zu. Der Westen half dabei, dass Jelzin Gewalt anwendete.

«Kohl hat also Clinton überredet , Jelzin zu helfen, das Parlament zu vernichten".

Über die Ereignisse vom Herbst 1993 in Moskau ist im russischen Internet eine fast unüberschaubare Menge Dokumente und Darstellungen zu finden , darunter offizielle Berichte von Regierungskommissionen u.a..Es ist vielfach belegt: Der Putsch von Jelzin und seiner Helfer , wie Gaidar, Tschubais usw. war eine widerrechtliche Aktion unter grober Verletzung der Verfassung und der Gesetzlichkeit.Belegt sind auch umfangreiche "Abstimmungen" auf internationaler Ebene mit Kohl, Clinton usw. unter Einbeziehung von Diplomaten beider Seiten   Der Verrat Jelzins an Russland ist  vielen Russen schon lange kein Geheimnis mehr.

Einige Worte zur "russischen Seele"- eher zu den Befindlichkeiten und dem Stolz eines Volkes:

Nach einem Jahrzehnt Jelzins Chaos, Korruption, Verbrechen  steuerte Russland auf einen geopolitischen und wirtschaftlichen Abgrund zu. Die Berater des Westens , die Chikago- Boys und eigene Banker und Kriminelle hatten ganze Arbeit geleistet.Der Wechsel zu PUTIN mag  bewertet werden, was er sicher war- eine Amnestie für den Jelzin- Clan und ein Neubeginn einer neuen Generation westlich ausgebildeter Manager gemeinsam mit Putins KGB- Vertrauten.

Putins Politik der Restauration Russlands, des Neustart hat es in ca. einem Jahrfünft geschafft, Russlands Niedergang aufzuhalten und mit einer neuen Politik Russland auf die strategische Wiederherstellung einer führenden Rolle in der Welt zu orientieren, ein komplizierter Weg nach verlorenen 20 Jahren und mit der überlieferten Dominanz des Industrie- Militärkomplexes der UdSSR.

Die Russen sehen im Ergebniss der letzten Jahre, auch unter dem Einfluss einer massiven Medienkampagne, Putins persönlichen Erfolg. Sie akzeptieren weitgehend einen starken Mann an der Spitze als Erfolgsrezept - Methoden des Zarenreiches (Autokratie), der Stalinzeit, Instrumente des KGB und militärische Stärke sind Eckpunkte davon . Der Umgang mit Menschenrechten wird nach alter Tradition dem leider untergeordnet!

Es wird Russland in absehbarer Zeit nicht gelingen, eine technologisch hochstehende Wirtschaft aufzubauen. Das einzugestehen fällt sehr schwer. Russland nutzt daher seine traditionellen Stärken:Naturreichtümer , hohes Wissenschaftspotential, exzelentes Technologie- Know- How im Militärsektor, in der Weltraum- und Raketentechnik. Es existieren ja keine realen Alternativen- vor allem auch unter dem defacto Fortbestand eines Technologie- Embargos.

 Russlands Menschen sind sehr leidensfähig (Stichworte: Mongolen- Joch, Napoleons Eroberungsversuch, Hitlers furchtbarer Krieg, 30 Jahre extreme Militärausgaben.. ).  Das Land lebt weitgehend von seinen Ressourcen und Exporterlösen, aber es wird sich nicht den Missionaren der EU oder USA unterwerfen. Zu schlimm waren die Ergebnisse der neoliberalen , turbokapitalistischen Jelzin- Ära, mit Gaidar, Tschubais und den Chikago-Boys und deren Pinochet-Option.. (siehe auch  Schockstrategie

 ).

Man sollte sichauch erinnern, dass seit den Zeiten Iwans des Schrecklichen bis Gorbatschow der "ZAR" der Gebieter  ist. Obrigkeitsdenken und striktes Subordinationsverhalten sind als ein Stück von 1000 Jahren russisch- ukrainischer Mentalität noch heute verbreitet

Man muß Russlands Interessen verstehen und beachten! Einheimische Unternehmer sind kluge und nunmehr reiche Leute, sofern sie sich aus der Politik(Putins) heraushalten! Die Methoden der "demokratischen" Unterwanderung funktionieren nicht ohne die Eliten eines Landes. Diese wollen definitiv  nicht noch einmal eine Jelzin- Zeit ab 1990 unter "Anleitung" von Kohl, Clinton , EU- Kommisaren , Merkel ; keine Schock- Strategie. 

Es braucht  eine Ost- West- Politik auf echt gleichberechtiger Basis.   DasTauziehen um die Ukraine, das seit Jahren läuft und in der letzten Zeit zur Krise eskaliert ist, ruft bei mir und bei vielen Menschen Erinnerungen an die schlimmen Zeiten des kalten Krieges hervor! Offenbar verschärft der Westen diese Prozesse jetzt mit seinem Engagement für die neue ukrainische Regierung.
Nur eine Verhandlungslösung auf Augenhöhe aller Beteiligten kann hier eine Entspannung bringen. Man muß mit Hr. Putin reden und nicht immer neue angebliche Ängste von osteuropäischen Ländern oder Volksgruppen hochstilisieren .
Russland will keinen Krieg und ist auch kein Agressor! Russland verteidigt gegenwärtig eine politische rote Linie, die 1990 im Viermächte- Abkommen bzgl. der Ostgrenze der NATO feierlich fixiert wurde! Und Russland verteidigt sein Recht, im Rahmen einer eurasischen Zollunion wirtschaftliche Optionen zu erweitern. Das gefällt sicher der EU nicht, aber andere Staaten und Völker haben auch Rechte...!
Die Auseinandersetzung verschiedener Machtblöcke ist heute eng verknüpft mit dem Widerstand gegen die Politik der "Weltaufsicht" , des Welt- Gendarmes  USA und des Westen. Die Globalisierung in der Welt hat  bekanntlich neben ihrer wirtschaftlichen Super- Dimension eine weitere wichtige Dimension- die Veränderung der geostrategischen Lage. Die großen Länder der sog. "dritten Welt" spielen heute im Rahmen der G 20, in ihrem Einfluss in Afrika, Südamerika eine gewichtige Rolle: Die Ost-West-Konfrontation von zwei Supermächten aus den Zeiten des kalten Krieges ist heute einem Nord- Süd- Konflikt gewichen, dessen wichtigste Eigenschaft des schwindende Gewicht der USA und Westeuropas ist! Wenngleich auch alle neuen großen Player der Weltwirtschaft kapitalistische Systeme haben, unterscheiden sich deren kulturelle, religiöse und historische Komponenten des jeweiligen gesellschaftlichen Überbaus enorm. Der Wille nach Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und sozialer Gerechtigkeit ist wichtige Triebkraft in den Veränderungsprozessen der Welt geworden.
Leider ist das Denken führender Strategen der USA und des Westens noch immer stark auf die Rolle eines Weltpolizisten orientiert, dessen Ziel die Missionierung der Vorzüge der westlichen Demokratie und westlicher Freiheitswerte für die ganze Welt scheint. Viele Spannungen in der Welt sind heute auf den Widerstand der Völker gegen den Export dieser "Werte " zurückzuführen.
Bis 1990 war die UdSSR der Inbegriff des Bösen, das Hauptargument für riesige Militär- Etats . Heute wird dieses Klischee vom bösen Russland wieder aktualisiert! Für Rüstungs- Finanzierungen und neue Miliarden an (für die Banken) lukrativen Krediten ist das eine erprobte Methode. Man muß doch etwas gegen den Verfall seiner ehemaligen Weltbedeutung tun.

Was mir besonders in den Medien der BRD , wie ARD, ZDF usw. auffiel:
 

Es wird in verschiedensten Diskussionen kein ernstzunehmender Ansatz erkennbar, in dem gefährlichen Konflikt über ein Szenario zu sprechen, wie man auf Augenhöhe (!) der 3 Seiten- EU &USA, neue Ukraine (nach den Wahlen) und der Russischen Föderation die Ukraine wirklich stabilisieren kann. Die Gestaltung der Zukunft des Wirtschaftslebens und des Sozialwesens auf der Basis einer weitgehend selbständigen Leistung der Ukrainer mit (relativ) geringen Hilfen von "West" und "Ost" ist die einzige Basis, das Leben der Gesellschaft schrittweise "demokratisch" umzugestalten.Da helfen auch keine Missionare der Weltbank , was da rauskommt, wurde in Russland nach 1990 klar.

Heute ernährt Russland -weitgehend  traditionsbedingt- ca. 40% der Ukrainer mit Arbeit! Wieviel Arbeit bietet die BRD oder Frankreich im Falle der EU- Aufnahme?? Oder wie bezahlt man Energieträger?? Doch nicht etwa mit Atomstrom ukrainischer AKWs ? Wir wissen am Beispiel der jüngsten Geschichte Osteuropas, dass nur nach Jahrzehnten großer Entbehrungen der Menschen und mit riesigen Fremdmitteln eine schrittweise Änderung an ein Lebensniveau nahe dem "Europas" gelingen kann. Die Ukraine ist der zweitgrößte Flächenstaat Europas mit enormen Defiziten bei Produktivität, Wirtschaftsstruktur, Rechtssystem  usw..

Der Ruf nach "Demokratie nach westlichem Missionsmuster" und alle Aktionen westlicher Politiker, den Menschen auf dem Maidan Hoffnungen für eine schnelle Änderung ihres Lebens zu machen, ist etwas, was von der Mehrheit der Menschen in der Ukraine als Betrug verstanden werden wird. Da erinnert man sich als Ostdeutscher gewisser Analogien zu den Wahlversprechen eines Herrn Kohl 1990 in Dresden. Und pro-russische Medien werden berichten, dass die BRD jährlich Ostdeutschland mit Transferleistungen unterstützt, die exorbitant größer sind, als das "großzügige" Angebot von 11 Mrd. € der EU und etwas aus den USA für mehrere Jahre! Was Mieten kosten , wie hoch die Arbeitslosenrate der EU- Länder ist usw., das wird sicher auch Wahlkampfthema in der Ukraine. Die Parolen von Freiheit und Demokratie sind letztlich eine Kategorie der Ökonomie eines Landes.

Warum diskutiert man in BRD- Medien nicht ernsthaft darüber, welche Schritte eine Kontaktgruppe machen könnte, die einen "wirtschaftlichen und politischen Marschallplan" formieren sollte , der von allen Seiten, incl. Russlands, getragen wird? 

Man sollte die Menschen in der BRD nicht aufheizen und nach Zustimmung für lächerliche Hilfsgelder fragen, sondern danach , ob sie die BRD- Regierung unterstützen, eine gleichberechtigte Kontaktgruppe wollen. Die Menschen in der BRD wollen sicher diese Idee unterstützen. Aber wären sie auch bereit, vielleicht 10 % der Ostförderung für die "neuen Länder" für 5 Jahre an die Ukraine zu geben oder einen  "EU- Solidarzuschlag" zu akzeptieren ?

 Es gab  zunehmend , das war (!) wohltuend, ausgewogene, verantwortungsvolle Töne in den Medien!

Heute - Anfang September kommt offenbar das Demokratieverständnis der NATO und eines Bundespräsidenten, der die deutsche Schuld aus der Geschichte von 1939 offenbar nicht mehr für wichtig erachtet , unter die Räder . "Demokratie" und "Freiheit" waren schon immer Begriffe , deren Inhalt man so auslegte , dass sie zu den aktuellen Machtinteressen bestimmter Parteien passten und wunderbar für Demagogie (d.h. Volksverdunmmung) geeignet sind. 

Man mag Hr. Putin verteufeln, wie man will, das wird keinerlei positiven Einfluss auf die Lösung des Konfliktes haben. Es ist höchst unklug und historisch daneben, Russland als "das Böse" schlechthin zu stilisieren. Hauptsächlich die UdSSR hat die Welt vom Hitlerfaschismus befreit, mit dem unsäglichen Preis von 20 Millionen Toten und furchtbaren Kriegsfolgen. Und Russland war  auf einem guten Wege der Gestaltung von Partnerschaft und Kooperation. Aber hat Russland kein Recht, auf der Einlösung von Versprechen des Westens zu bestehen? Und es ist wichtig, die neofaschistische Swoboda- Partei der Ukraine abzulehnen, die jetzt 3 Minister in der Kiewer Regierung hat und die auch aktuell als ihre Leitfigur und Idol den ukrainischen Nationalisten, NS-Kolaborateur und Antisemiten Stepan Bandera , einen Agenten der faschistischen"Abwehr", betrachtet ?

Man sollte auch nicht übersehen, dass heute in der Ukraine eine mächtige, stark mit der Wirtschaft der RF vernetzte Privatwirtschaft besteht, eine Gesetzes-Umgebung vorhanden ist, die nach rechtsstaatlichen Grundsätzen nur in einem langen Prozess verändert werden kann. Mit dem Anschluß an die EU würde sich, mit einigem Abstand betrachtet, daran kurzfristig nichts wesentlich ändern. Wer will oder kann deren Privilegien in der Ukraine denn überhaupt ändern?

Ich hatte den Gedanken, Fotos von den Straßenkämpfen aus Moskau 1993 zu kopieren, wo hunderte Tote zu beklagen waren. Damals haben die Medien der BRD eher weggesehen oder applaudiert  zum  Sieg der "Demokratie" mittels Panzern .  Damals  eine Empörung des Westens- Fehlanzeige! Es kommt immer darauf an , auf welcher Seite man steht. Nur zum Vergleich der Bilder(s.o.)- man kann mit Sicherheit sagen , dass die Sondereinheiten 1993 vor dem Parlament der RF die Interessen des Westens und Empfehlungen westlicher Berater umsetzen halfen, da ist m.E. der Unterschied.

Die Maidan- Fotos haben wir zur Genüge gesehen.Dort geht es letztlich um den ukrainischen Markt! Das ist doch wichtig-oder ?

Man sollte bei aller Solidarität für die Selbstbestimmung eines Volkes politisch klug handeln- Versprechen der EU sind  zu wenig und nicht real.

Markt-Strategen wollten noch nie eine wirkliche Demokratie! Das Schicksal der  orangenen Revolution in Kiew könnte sich wiederholen. Denn Europa kann nicht noch 10 oder 30 mal mehr als für Griechenland (oder mehr und wie lange?) finanzieren.Und wem nützt es wirklich? Für Banken des Westens sind Kreditgeschäfte mit Bürgschaften letztlich des eigenen Steuerzahlers ein Bomben- Geschäft. Die Euro- Krise ist ja nach den Worten der Deutschen Bank abgeklungen... Von der Wirtschaftsleistung Osteuropas , aus alten Krediten profitieren noch immer hauptsächlich die etablierten Altstaaten("Investoren") und ihre Konzernen und Unternehmen. Natürlich braucht ein solches Business auch Nachfolge- EU- Kredite!

 

Nachtrag vom 31.03.2014:

In den letzten 20 Tagen ( seit der ersten Redaktion dieses Artikels) sind deutliche Entwicklungen zu verzeichnen.

-Bei Politikern der EU, wie generell des Westens wird als möglicher Weg aus der Krise eine weitgehende vertragliche Gleichstellung der Ukraine in ihren Beziehungen sowohl zur EU , als auch Russlands gesehen, unter Einbeziehung Russlands in derartige Regelungen;

- die vertragliche Zusicherung des Verzichtes der Eingliederung der Ukraine ( und anderer Staaten Osteuropas) in die NATO gilt bei vielen Realpolitikern als zwingend;

-namhafte Persönlichkeiten, wie die Altkanzler H. Schmidt und G. Schröder, betrachten Putins Schritte als durchaus verständlich angesichts der ignoranten Haltung der EU , die Politik der EU beachtet verstärkt die negativen Konsequenzen aus einer Spirale der Sanktionen und Russlands Präsident telefoniert mit Präsident Obama

-Im deutschen Bundestag klingt  die Stimme von Gregor Gysi /der Linken/ als klare und deutliche Absage an die Expansionspolitik der EU und der Russland- Feindlichkeit sachlich und wohltuend. Leider ist das im Bundestag eine Ausnahme..

 

Aber

-die Beziehungen der EU und des Weltwährungsfonds zu einer nicht demokratisch legitimierten ukrainischen Übergangsregierung (unter Teilnahme von Neofaschisten) werden auch weiterhin verstärkt;

-die Sanktionierung eines ersten(!) Reform- Paketes des IWF mit dramatischen Einschnitten in das Lebensniveau vieler Millionen Ukrainer wird von einer "Übergangsregierung" widerstandslos umgesetzt. Wer hat da wohl mit dem amtierenden Regierungschef der Ukraine einen  "Deal" verabredet.

- Die Erfahrungen Russlands der 90-er Jahre und der Kooperation mit Neoliberalisten der Chikagoer Schule sind sicher nicht vergessen, aber der politische Druck des Westens wird weiter verstärkt.

- Also noch einmal: Die Ukrainer haben, nach allem was wir wissen, 20 schwere Jahre vor sich!

 

Nachtrag vom 01.09.2014 :

Heute , Anfang September 2014 sehen wir angesichts der Hysterie des Westens und der prowestlichen Kiewer Regierung : Der russische Außenminister Lawrow warnt nochmals eindringlich vor einem Beitritt der Ukraine in die NATO ! Man fragt sich , was soll eine Eskalation des Russland- Hasses seitens der EU und der NATO? Waren 20 jahre kalter Krieg nicht lehrreich genug? 

Russland kann man mit Hass und Drohungen nicht zu Kompromissen bewegen! Man kann gerade  am 75. Jahrestag des Überfalls der Hitlerarmee auf Polen und des Beginns des 2. Weltkrieges keine größere und gefährlichere Dummheit machen, als Spannungen zu eskalieren.

Man sollte eher die Interessen Russlands ernst nehmen und sich bemühen, Kooperation und Partnerschaft in Europa auf gleichberechtigter Basis mit einer blockfreien Ukraine als Ziel einer Realpolitik , ganz besonders an einem derartig geschichtsschweren Datum anzustreben!

Die Ukraine braucht sowohl gute Beziehungen mit Russland, als auch mit Europa. Das lehren uns Jahrhunderte vergangener Geschichte!

 Ergo:- Die NATO- Strategen und mit ihnen viele EU- Politiker sollten akzeptieren, dass die schleichende , immer weiter betriebene Ost-Erweiterung der NATO das Nationalgefühl und den  Sicherheitsstatus der Russen unerträglich belasten. Das letzte Stück Vermächtnis der Millionen toten UdSSR- Bürger aus dem faschistischen Krieg an die Lebenden war 1990 das Verbot der Osterweiterung der NATO- gerichtet auf stabilen Frieden und Sicherheit nach Westen! Ein "Griff" nach der  Ukraine wäre nach dem Wortbruch des Westen bzgl. Polen und des Baltikums geopolitisch eine totale Anulierung des Sieges der UdSSR über den Hitlerfaschismus.- Wer hat eigentlich ein Interesse an einer Eskalation einer EURO- Krise oder einer Weltwirtschaftskrise ? Sind das die Strategen des Pentagon kurz vor ihrer Pensionierung, oder die großen Banken, die auch an den nächsten Krediten prächtig verdienen werden?

- Russland handelt heute gewissenermaßen unter einem historischen Zug-Zwang, angesichts einer Menge fataler Fehler  und der Gehörlosigkeit des Westens zu vielen Signalen Russlands . Um den Westen zum Nachdenken zu bewegen, sind dann auch andere Strategien wirkungsvoll. Das ist sicher kein guter Stil, aber wenn sich die USA solcher Mittel bedienten, hat er schon viele Male funktioniert. Andere Staaten hatten dieses Privileg bislang nicht.

- Der ethnische und Wirtschaftsraum Ukraine ist seit Jahrhunderten auf das Engste mit Russland und anderen direkten Nachbarn verbunden. Die Ukraine kann ohne engste Wirtschaftsbeziehungen und in guter gleichberechtigter Kooperation mit Russland auf lange Zeit, für mindestens mehrere Generationen  absehbar überhaupt nicht sinnvoll existieren , aber auch Russland ist historisch in vielen Bereichen auf eine enge Zusammenarbeit mit Ukraine angewiesen. Hat schon mal ein westlicher Politiker über Jahre vorwärts gedacht und gerechnet, was eine einseitige "Stabilisierung" der Ukraine bedeudet? Es gibt nur einen Kompromiss- ein Politik- und Wirtschaftsprogramm (zunächst) für 10 Jahre durch drei Seiten: Ukraine- Russland- Europa&USA

- 1993- 2014 - die scheinbar gleichen Bilder, aber ein deutlicher Unterschied: damals applaudierte die westliche Welt der bevorstehenden Ausweitung ihres Demokratie- Verständnisses und ihrer Einfluss- Späre nach Osten. Heute empört sich der Westen über Massnahmen, die letztlich einer Bewahrung von Stabilität und Gleichgewicht dienen sollen.

- Die Ukrainer haben, nach allem was wir wissen, 20 schwere Jahre vor sich !!Lügen und Betrug sind ein schlechter Politik- Stil.